Der Rosenkrieg - kultur 84 - März 2012

Der Rosenkrieg von Warren Adler im Kleinen Theater
Szenen einer Eheschlacht

Es hat gekracht in der noblen Villa von Oliver und Barbara Rose. Die spektakuläre Kronleuchterszene aus Danny DeVitos berühmter Verfilmung des Rosenkriegs kann man voraussetzen in der amüsanten neuen Inszenierung von Manfred Molitorisz im Kleinen Theater. Dass das nun leider für immer ungeschiedene Paar in trauter Eintracht selbst dem lieben Gott auf den heiligen Geist geht, ist ein verdammt starkes Stück.
Dabei hat alles ganz harmlos angefangen: Bei einer Kunstauktion verknallten sich Oliver und Barbara in ein Steingut-Boxerpärchen. Teurer Nippes und nicht ganz auf Barbaras ästhetischem Niveau, das sie an der Seite des immer besser verdienenden Oliver jahrelang ausleben konnte. „Mein Haus, meine Sauna, mein Hund“ waren die männliche Folgeerscheinung, die Film- und Fernsehstar Martin Semmelrogge (*1955) verkörpert. Er spielt Oliver Rose perfekt als großes altes Anarcho-Strubbelkind Martin Semmelrogge, das fies grinsend kaputt macht, was ihm nicht auf den geistig begrenzten Schirm passt und wunderbar giftig die teuersten Weine der Welt entkorkt (den erfolgreichen Juristen nimmt man ihm nur mühsam ab), während sein Weib staubwedelnd und kochend das kostbar ausgestattete Haus hütet. Megakrise ist also angesagt, wenn die spielerisch fabelhaft präsente Susann Fabiero als Barbara Rose per Catering-Service den Aufstand gegen die eheliche Langeweile probt und die Scheidung verlangt. Wohlgemerkt nicht die vom mit feinsten Antiquitäten und sonstigen Wohlstandsmerkmalen voll gestopften Heim, sondern die vom Störfaktor Mann, dem leider das Ganze gehört.
Zwischen den allfälligen Boulevard-Türen und der Drehbühne von Ausstatter Christian Baumgärtel muss die Musik von Stephan Ohm gelegentlich die Krimispannung herbeizitieren, die vom siebten Himmel der jungen Liebe über den gemeinsamen Kapitalzugewinn und zwei wohlgeratene Sprösslinge (die Kids sind längst aus dem Haus und an renommierten Highschools auf der Karriereleiter) dramatisch etwas zäh, aber ansonsten schnurgerade zum abgrundtiefen Hass und zwei Scheidungsanwälten führt. Den auf kalifornischen Golfplätzen mehr als in Gerichtssälen bekannten Sonnyboy Thurmont spielt der Regisseur selbst. Weshalb Oliver sich für Goldsteins Kanzlei entschieden hat, mag der liebe New Yorker Klüngelhimmel wissen. Karl-Heinz Dickmann als hypochondrischer jüdischer Jurist bedient tapfer alle peinlichen Rollen-Klischees. Der Kampf Goldstein gegen Thurmont ist fast so lustig wie der Prozess „Rose gegen Rose“, nur deutlich gewinnträchtiger.
Dass Barbaras geliebte, mit Juwelen-Halsband geschmückte Schmusekatze Mercedes Olivers feuerroten Ferrari mit einem Kratzbaum verwechselt, ist nur der Anfang einer Schlacht, bei der Baseball- und Golf-Schläger eher leichtes Kampfgepäck sind. Die Sauna bei Hochtemperatur vernageln oder Absätze von Designerschuhen sägen, gehört schon zum feineren strategischen Repertoire. Tabasco und Laxantien bei Promidinners (für ihren köstlichen Auftritt als russische Botschaftergattin verdient Olga Yakvoleva ein Sonderlob) sind echt unfaire Biowaffen. Michael Brust und Dustin Semmelrogge (Sohn von Martin Semmelrogge) mischen in verschiedenen Rollen mit, bevor Barbara hundsgemein „Wuff“ sagt und Oliver ihr ultimatives Pasteten-Rezept verrät.
Sicher ist: Nicht mal der Tod kann die Roses scheiden, die sich noch im Himmel zur Hölle wünschen. Ein tiefschwarzer Komödienspaß mit ein paar flachen Pointen, aber vielen netten Gemeinheiten.
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Spieldauer ca.2 ¼ Stunden inkl. Pause
Die letzten Termine:
6.-12.03.12 // 14.03.12 // 16.-18.03.12

Dienstag, 09.10.2012

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