Follett, Ken: Kinder der Freiheit

kultur 110 - November 2014

Der dritte und letzte Band der Jahrhundert-Trilogie ist ein sehr dickes (1200 Seiten) und sehr spannendes Buch. Es umfasst „nur“ die Zeit vom 2. Weltkrieg bis zum Fall der Mauer – die ein ganzes Land umschloss, um zu verhindern, dass das Volk es ganz verließ. Viele waren gegangen, viele mussten mit dem Leben dafür bezahlen, wenn sie es danach versuchten.
Gerade erst war Hitler-Deutschland besiegt, die Städte waren zerstört, die Gräuel der KZs wurden bekannt. Mit Hilfe der USA erholte man sich im Westen; im östlichen Teil unterdrückte die Stasi jegliche freie Meinungsäußerung, die russischen Machthaber verbannten in die Straflager Sibiriens (was nur zu oft einem Todesurteil gleichkam).
In den USA tobte der Rassismus gegen die Schwarzen, wurden Martin Luther King und die Kennedy-Brüder ermordet, hielten Kuba-Krise und
Vietnam-Krieg die Welt in Atem und vor allem die Angst vor den Atombomben, die in Ost- und West-Lagern bereitstanden, um auf Knopfdruck die Welt zu vernichten.
Der sogenannte „Kalte Krieg“ war nicht minder mörderisch als die vorhergegangenen zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts.
Gleichzeitig eroberte die „Sexuelle Revolution“ (sprich Freiheit) die Menschen in Ost und West, wurden Pop- und Rock-Stars zu Idolen, verbreiteten sich Drogenkonsum, Korruption, Spionage und jegliche Art von Bosheit.
Was für eine Welt... Wir, ich z.B., habe/-n sie erlebt. Wie konnte ich sie unbeschadet überleben? Und ist sie etwa besser geworden im 21. Jahrhundert und nach dem Ende des Sozialismus, nach den Revolutionen im Ostblock und da ein Pole Papst und ein Schwarzer Präsident der USA werden konnte?
Wenn ich Ken Follett wäre, ich würde weiterschreiben... Er ist dafür bekannt, dass er etliche Historiker für sich recherchieren lässt, dass also stimmt und belegbar ist, was er schreibt. Er erzählt die Geschichte weiter im Schicksal der Familien, die man aus den ersten beiden Büchern kennt. Dadurch wird sie persönlich und greifbar und sehr, sehr spannend, obwohl doch die Fakten bekannt sind.
Im Epilog auf der letzten Seite sitzt die schwarz-weiße amerikanische Familie vor dem Fernseher und erlebt die Einführung Obamas als Präsident. “Warum weint Grandpa?”, fragt die kleine Enkelin. Und die Großmutter antwortet „Ach, Kind, das ist eine sehr lange Geschichte.“ Wie wahr... Aber sie ist ja nicht zu Ende, Herr Follett?

Ken Follett
Kinder der
Freiheit
übersetzt von
Dietmar Schmidt,
Rainer Schumacher,
Lübbe, Oktober 2014, Hardcover, 1216 Seiten
29,99 €.

Donnerstag, 11.12.2014

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