Adieu und bis gleich - Contra-Kreis-Theater - kultur 113 - Februar 2015

Adieu und bis gleich
Foto: Contra-Kreis-Theater
Adieu und bis gleich
Foto: Contra-Kreis-Theater

Intelligentes Mordsvergnügen



Frauen morden überwiegend planvoll, heimtückisch und im häuslichen Milieu. Ersteres ist bei Gigis Intelligenz, die zwar nicht ganz ihrer attraktiven Erscheinung entspricht, durchaus möglich. Ihre manchmal entwaffnende Ehrlichkeit widerspricht indes den bösen Absichten, mit denen sie samt handlichem Revolver der eleganten Pariser Wohnung von Jean Charles und Barbara (Bühnenbild: Tom Grasshof) einen Besuch abstattet. Nach einem solchen bürgerlichen Heim sehnt sich Gigi und würde für ihren Lover Jean Charles glatt dessen Gattin ins Jenseits befördern. Das Dumme ist nur, dass Barbara sich gerade mit Hilfe einer Überdosis Schlaftabletten selbst auf den Weg dahin macht. Was zwar ein Problem lösen würde, aber ein anderes schafft: Nur Barbara weiß den Code zum Safe und muss folglich auf aktive Sterbehilfe verzichten, bis die Kohle in neue Hände übergeht.
Dass immer etwas dazwischen kommt, gehört zu den festen Gesetzen des Boulevards, die hier aber unverschämt geistreich in Bewegung gebracht werden. Die Komödie Adieu und bis gleich der Französin Isabelle Mergault, die bei der höchst erfolgreichen Uraufführung auch die Rolle der Gigi spielte, hält den Vergleich mit den Stücken ihrer prominenteren, ungefähr gleichaltrigen Kollegin Yasmina Reza locker aus. Die deutschsprachige Erstaufführung im Bonner Contra-Kreis, flott und spritzig inszeniert von Peter Lotschak, lässt den rabenschwarzen Witz des dramatischen Plots ebenso funkeln wie die Bonmots, die Barbara sich gleich mal notiert. Immerhin ist sie eine namhafte Schriftstellerin, die vor ihrem Ableben der Welt noch einige brillante Formulierungen schuldet.
Gertenschlank, mit legerer Erotik und souveräner Bühnenpräsenz verkörpert Anja Kruse die schwermütige Intellektuelle, die angesichts ihres erkalteten Ehelebens und ihrer Schreibblockade von einem pompösen Begräbnis träumt. Dass Gigi (Literaturkenner dürfen den Namen getrost mit einer Novelle der französischen Schriftstellerin Colette in Verbindung bringen) im Umgang mit Schusswaffen noch ziemlich ungeübt ist, kann man ihr nicht übelnehmen. Schließlich ist es ihr ers­ter Versuch. Wobei ihr cooles schwarzes Outfit (Kostüme: Anja Saafan) allerdings schon waffenscheinpflichtig aussieht. Andrea Frohn changiert als junge Gigi hinreißend zwischen blondem Gift, berechnender Naivität und romantischer Herzensneigung.
Leider hat der relativ erfolglose bildende Künstler Jean Charles noch ein paar reizende Geheimnisse, was die Damen zu einer kriminell komischen Liaison veranlasst. Mark Kuhn gibt den Hausherrn als charmanten Schwerenöter, der schließlich zu einem solch braven Pantoffelhelden mutiert, dass Barbara fast ein neues „Adieu“ ins Auge fasst. Zum Schießen schrullig komplettiert René Toussaint als Nachbar Gildas mit unwiderstehlichen Kochkünsten das aufgeweckte Quartett, dessen Spiellaune einfach Mordsspaß macht. Stürmischer Premierenbeifall und „bis gleich“ im Contra-Kreis, wo man sich nicht gleich totlachen muss, sondern beste Unterhaltung erlebt. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Stunden
inkl. einer Pause
die Nächsten Termine:
tägl. ausser montags bis 8.03.15

Dienstag, 10.02.2015

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