Rita Hoffmann: Der Erinnerungsfälscher von Abbas Khider

Kultur Nr . 178 - Mai 2023

Es ist ein kleiner schmaler Band, aber sein Inhalt ist schwer und reicht tief in das Herz des Lesers, des deutschen, wie ich einer bin. Es geht wieder einmal um Flucht, Asyl, Heimatlosigkeit, die Themen unserer Zeit, millionenfach variiert und immer gleich?
Der Autor wurde 1973 in Bagdad geboren und wurde mit 19 Jahren wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet.
Er floh aus dem Irak, lebt seit 2000 in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie. Er schrieb einige Bücher, er wurde mit Preisen ausgezeichnet und lebt zur Zeit in Berlin.
Er ist intelligent und dunkelhäutig … er erinnert sich an vieles, er verdrängt manches und verwechselt einiges (oder „fälscht“ es, um es ertragen zu können?). Er hat einen kleinen Sohn mit einer deutschen Frau, er beginnt, sich einen Namen und eine Karriere zu machen – und er reist nach Bagdad, um noch einmal seine sterbende Mutter zu sehen. Auf dieser Flugreise reflektiert er seinen langen Weg. Inzwischen hat er einen deutschen Reisepass, aber er gilt immer noch als Fremder, wird geduzt und diskriminiert. Er erzählt knapp und fast poetisch seine Geschichte, die mir ganz tief unter die Haut ging, und das, obwohl sie doch scheinbar gut ausgegangen ist. Da sie so exemplarisch ist, ist sie wohl immer noch nicht „aus“-gegangen? Und fast schämt man sich, weiß und deutsch zu sein …

Donnerstag, 01.06.2023

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