Gruppenleiterin aus Hennef Iris Zillinger - Kultur Nr. 172 - Oktober 2022

Orga ist mein Ding!

Die Gruppe Hennef ist eine der ältesten und größten Besuchergruppen der Theatergemeinde BONN. In den 1950er-Jahren wurde sie von Alfons Karger gegründet, nach seinem Tod im Jahr 1989 von seiner Frau ­Barbara weitergeführt. Bevor die heutige Leiterin Iris Zillinger das Ehrenamt im Sommer 2019 übernahm, wurde die Gruppe vom Ehepaar Hildegard und Hermann-Josef Schmitz geleitet.
Am 7.09.22 gab Iris Zillinger im Interview mit der kultur-Redaktion Einblicke in die Charakteristika der Gruppe Hennef und ihre Aktivitäten.
kultur (K): Liebe Frau Zillinger, wann sind Sie Mitglied der Gruppe Hennef geworden? Welche Ihrer Vorgänger/-innen in der Gruppenleitung haben Sie noch gekannt?
Iris Zillinger (IZ): Mitglied der Gruppe Hennef bin ich nach meinem Umzug nach Hennef im Jahr 2013 geworden. Die Theatergemeinde kannte ich vorher schon: Ich war Mitglied der Besuchergruppe Asbach. Ich habe die Leitung der Gruppe übernommen, nachdem ich im 2019 Sommer in Pension gegangen bin. Vorher war ich als Schulleiterin tätig.
Das Ehepaar Schmitz hatte mich bereits im Jahr 2017 angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, die Gruppenleitung zu übernehmen. Ein Jahr lang wurde ich von den beiden eingearbeitet: Ich durfte mit zu den Regionalkonferenzen 2018 und 2019 fahren (Anm. der Red.: jährliche Informationsveranstaltungen für Gruppenleiter:innen), habe Kartenzuteilen gelernt, bekam Vorlagen und Vordrucke zur Verfügung gestellt und habe erfahren, wie das Programm für die Spielzeit gestaltet wird.
K: Hennef ist die zweitgrößte Kommune des Rhein-Sieg-Kreises, mit 49.000 Einwohnern, verteilt auf 101 Ortsteile bzw. 105 m2 Fläche. Wie erreichen Sie die Einwohner, um auf das Angebot der Theatergemeinde aufmerksam zu machen?
IZ: Die Hälfte der Einwohner wohnt im Hauptort Hennef. Der Ortsteil Uckerath ist fast eine kleine Stadt, wie ein zweites Zentrum. In Hennef und Uckerath hänge ich Plakate in Buchhandlungen aus. Wichtig ist außerdem die Zeitung Stadtecho, die jeder Hennefer Haushalt erhält und in der wir für die Gruppe werben. Aber nicht zuletzt wirkt Mund-zu-Mund-Propaganda am besten.
K: Die Einwohnerzahl von Hennef ist seit 1985 um 56% gewachsen. Wie macht sich das bemerkbar – auch in interessiertem Theaterpublikum?
IZ: Hennef ist eine junge Stadt. Der „Kampf“ um Kindergarten- und Schulplätze ist ein Dauerthema. Die Stadt bietet einiges: die Sieg, den Wald, die Höhen. Sie ist verkehrstechnisch gut angebunden. Sport spielt eine große Rolle. Fast jeder Ortsteil hat Chöre und Karnevalsvereine. Theater steht zwar nicht so sehr im Vordergrund der Aktivitäten, aber das Hennefer Kurtheater bietet z. B. Kino und Kabarett. Für nicht so mobile ältere Menschen ist der Weg zum Kurtheater jedoch oft schwierig – sie fahren lieber im Rahmen der Gruppe nach Bonn in die Theater!
K:?Nutzen alle Ihrer Mitglieder den Bus-Service?
Eine Dame stammt aus Bonn und trifft sich im Theater mit einer Freundin aus Hennef; sonst fahren alle mit unserem Theaterbus.
K:?An wievielen Stationen hält der Bus?
IZ: Es gibt acht Haltestellen, von denen an fünfen immer gehalten wird: in Uckerath, in zwei Orten auf der Höhe im Osten, zweimal im Hauptort. Die weiteren drei sind Bedarfshaltestellen.
K: Wie setzt sich die Struktur der Gruppe zusammen?
Es sind zum Großteil Senioren, vor allem Frauen.
K: Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiterin?
Das war am selben Tag: nach dem Kehrauskonzert 2022. Ich habe vor der Rückfahrt zwei Damen vermisst und sie überall gesucht. Das ist die „alte Schulleitergeschichte“: Das Schlimmste ist, wenn ein Kind irgendwo verloren geht ... Schließlich waren wir aber wieder vollzählig – und während meiner Suche hatte die Gruppe für mich ein Dankeschön zum Spielzeit­ende vorbereitet.
K: Was ist die größte Motivation bei Ihrer Tätigkeit?
IZ: Mein Prinzip ist: Keiner wird zurückgelassen – auch im übertragenen Sinn. Das Gemeinsam-ins-Theater-fahren ist ein Rundumerlebnis: Sich vor der Abfahrt nach Bonn vielleicht schon auf einen Kaffee zu treffen, im Bus vor und nach der Vorstellung miteinander zu sprechen und gemeinsam das Gesehene zu reflektieren. Das haben die Leute während der Corona-Einschränkungen sehr vermisst.
K: Sie wirken ganz besonders gut organisiert – wieviel Arbeit macht die ehrenamtliche Tätigkeit als Gruppenleiterin?
IZ: Ja, „Orga“ ist mein Ding. Ich aktualisiere Listen, erledige Abrechnungen, spreche mit dem Busunternehmen, stelle das Programm zusammen. Es gibt vor jeder Vorstellung Probleme, weil Leute wegen Krankheit oder Urlaub kurzfristig verhindert sind. Würde ich die Stunden addieren, käme ich wohl auf mindestens einen Tag im Monat im Schnitt. [Halb scherzhaft] „Wenn ich das gewusst hätte …“
Noch eine Anekdote: Bei meiner ersten Fahrt als Gruppenleiterin hatten zwei Personen ihre Karte vergessen. Eine davon war ich selbst! Zum Glück hatte ich eine Liste mit allen Karten und Empfängern dabei und konnte vor Ort Ersatzkarten bekommen.
K: Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Der nächsten Theaterbesuche der Gruppe Hennef:?Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Oper, 12.11.22), Cabaret (Kleines Theater, 10.12.22), Ich will keine Schokolade (Contra-Kreis, 14.01.23).

Dienstag, 01.11.2022

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