Gruppenleiterin von Porz Gotelind Schwantge - Kultur Nr. 174 - Dezember 2022

Für mich ist es immer die größte Freude, wenn alles klappt

Gotelind Schwantge ist Leiterin der Besuchergruppe Porz. Diese umfasst in der Spielzeit 2022/2023 18 Personen, die gemeinsam neun Vorstellungen in Bonner Theatern besuchen.
kultur: Theaterbesuche sind seit vielen Jahren ein wichtiger Bestandteil Ihres Lebens. Wann und wo entstand Ihre Liebe zum Theater?
Gotelind Schwantge: Ich stamme aus Leipzig. Im Jahr 1950 floh ich mit meiner Mutter und meinem Bruder in den Westen, mein Vater war kurz zuvor verstorben. Wir lebten einige Jahre im Sauerland. Nach dem Tod meiner Mutter zog ich in den 1960er-Jahren nach Gelsenkirchen, wo ich eine Lehramtsausbildung zur Fachlehrerin für Stenografie und Schreibmaschine machte. In Gelsenkirchen besuchte ich viele Theatervorstellungen und wurde Mitglied der Theatergemeinde Gelsenkirchen. Damals war Jürgen von Manger im Gelsenkirchener Schauspiel­ensemble. Inszenierungen mit ihm gefielen mir besonders gut.
Wie kamen Sie nach Porz?
Im Kölner Karneval lernte ich meinen späteren Mann kennen. Nach der Heirat zogen wir nach Köln und im Jahr 1976 nach Porz in unser Haus. Seit dem Tod meines Mannes bin ich allein, aber habe ein gutes soziales Netz.
Die Besuchergruppe Porz der Theatergemeinde Bonn wurde Ende der 1960er-Jahre gegründet. Sie wurde geleitet von Anton Thelen, der in der gleichen Straße wohnte wie wir. Wir wurden Mitglied.
Wie kam es, dass Sie die Leitung der Gruppe übernommen haben?
Zunächst übernahm mein Mann die Gruppenleitung mit Beginn der Spielzeit 1980/1981. Wir machten es später ungefähr zwei Jahre gemeinsam, bevor ich im Jahr 2010 nach dem Tod meines Mannes die Gruppenleitung übernahm. Früher ging die Gruppe immer dienstags ins Theater. Die Mitglieder mussten sich alle Dienstage freihalten bis der nächste Vorstellungstermin bekanntgegeben wurde. Der Gruppenleiter rief immer bei Herrn Bielke an, der damals schon in der Theatergemeinde arbeitete, um den nächsten Termin zu vereinbaren. Später wechselten wir zu Freitag.
Porz gehört zu Köln. Wie kommt es, dass Ihre Gruppe in die Bonner ­Thea­ter fährt und nicht auch zu Vorstellungen nach Köln?
Die zuvor selbstständige Stadt Porz wurde erst im Jahr 1975 zu Köln eingemeindet – zum Missfallen vieler Porzer. Auch derzeit ist es innerhalb der Gruppe kein Wunsch, zu Vorstellungen nach Köln zu fahren – auch wegen der andauernden Spielstättensanierungen.
Wie ist die Zusammensetzung Ihrer Gruppe?
Hauptsächlich sind es Seniorinnen. Insbesondere für Alleinstehende ist unser Angebot, gemeinsam mit dem Bus ins Theater zu fahren, super. Bei Wind und Wetter – da ist der Bus auch viel bequemer als das Auto. Alle, die dabei sind, sind begeistert. Es kommen immer wieder neue Mitglieder hinzu. Neuerdings ist auch ein Mann dabei. Ich kenne alle Mitglieder mit Namen. Die neuen Mitglieder stelle ich immer im Bus vor und erinnere an die nächsten Termine.
Fahren alle Ihrer Mitglieder mit dem Bus ins Theater?
Ja. Eine Besonderheit unserer Gruppe ist, dass wir auf der Rückfahrt an mehr Haltestellen halten als auf der Hinfahrt: näher an den Häusern, in denen die Leute wohnen.
Porz hat 16 Stadtteile auf einer Fläche von knapp 80 m2. Wie groß ist das Einzugsgebiet Ihrer Gruppe?
Die meisten Mitglieder stammen aus Wahnheide. Aus Porz-Mitte kommen häufig Mitglieder, die dort in der Seniorenresidenz Curanum wohnen.
Gibt es in Porz viele kulturelle Angebote?
Es gibt als eine kleine lokale „Konkurrenz“ zu den Bonner Theatern zum Beispiel den Eltzhof in Wahn, wo gelegentlich Komödien gespielt werden, oder Kulturveranstaltungen im Bezirksrathaus.
Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiterin?
Große Aufregung herrschte mal, als nach einer Vorstellung im Kleinen Theater Bad Godesberg eine Dame fehlte. Mein Mann und ich suchten sie rund um das Theater und im Kurpark. Sie war nicht zu finden und wir haben schließlich die Polizei benachrichtigt. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass die Frau sich ein Taxi genommen hatte, weil sie den Bus nicht gefunden hatte. Handys hatte man damals noch nicht.
Ein anderes Mal fehlten vor der Abfahrt des Busses zwei Damen. Sie waren nach der Vorstellung versehentlich in einen Bus eingestiegen, der in die Eifel fahren sollte. Das haben wir gerade noch rechtzeitig gemerkt.
Schön sind die Theaterabende eigentlich immer. Ich bin immer sehr erleichtert, wenn der Bus pünktlich kommt. Dann stecke ich das Handy in die Tasche und der Abend kann beginnen. Ich finde es auch immer schön, wenn auf dem Heimweg im Bus erzählt wird.
Ein besonders schönes Erlebnis war aber auch z. B. die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Theatergemeinde Bonn, die im Langen Eugen gefeiert wurde. An dem Tag war „Rhein in Flammen“ und es war ein wunderschöner Abend.
Wieviel Arbeit macht die Tätigkeit als Gruppenleiterin?
Ich bin sehr gut organisiert. Am Theatertag nehme ich mir nichts vor, um für Kurzfristiges zur Verfügung zu stehen. Wenn eines meiner Mitglieder verhindert ist, versuche ich, die Karten weiterzuvermitteln. Und ich rufe immer nochmal beim Busunternehmen an, frage, wer heute der Fahrer ist und lasse mir dessen Telefonnummer geben.
Die Zusammenarbeit mit der Theatergemeinde bei der Kartenvermittlung klappt sehr gut. Für mich ist es auch eine große Erleichterung, dass ich das Programm gemeinsam mit der Theatergemeinde zusammenstellen kann.
Wie kommen Sie an neue Mitglieder?
Ich versuche, möglichst viel Werbung für die Gruppe zu machen. Dazu gehören Annoncen in lokalen Zeitungen. Und ich lege Werbe-Flyer für unsere Gruppe dort aus, wo ich bekannt bin, in der Reinigung z. B., und lege sie in die Kirchenheftchen und die Magazine zweier Apotheken ein. Letztlich wirkt „Mundpropaganda“ aber immer noch am besten.
Was motiviert Sie zu Ihrer Aufgabe?
Ich bin sehr engagiert und die Tätigkeit macht mir sehr viel Freude. Natürlich motivieren mich auch die positiven Rückmeldungen aus der Gruppe und die Anerkennung.
Für mich ist es immer die größte Freude, wenn alles klappt. Wenn ich nach einem gelungenen Theaterabend wieder zu Hause bin, bin ich zufrieden. Ich bin ein positiver Mensch und sage mir immer: „Solange der Kopf klar ist, mache ich weiter!“

Die nächsten Theaterbesuche der Gruppe Porz:?
22.12.22:?Der Nussknacker (Tanzgastspiel in der Oper Bonn)
13.01.23:?Ein Maskenball (Oper Bonn)
15.02.23:?Blick zurück im Zorn (Kleines Theater Bad Godesberg)
3.03.23:?Hotel Godesberg (Schauspielhaus)
26.05.23:?Die lustige Witwe (Oper Bonn).

Sie haben Interesse, Mitglied der Gruppe Porz zu werden? Es sind noch Plätze frei im Bus. Kontaktieren Sie uns gern (Tel. 02 28 /?91 50 30, Mo-Fr 9-13 Uhr).

Sonntag, 01.01.2023

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