Gruppenleiter von Seelscheid Hermann-Josef Weiler - Kultur Nr. 175 - Januar 2023

„Mir macht es Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten.”

Seelscheid liegt 20 km nordöstlich von Bonn und 35 km südöstlich von Köln im Rhein-Sieg-Kreis.
kultur: Seit wann gibt es die Gruppe Seelscheid? Wer war ihr/-e Gründer/-in? Wie entstand sie?
Hermann-Josef Weiler: Die Gruppe entstand ca. 1957. Sie wurde von Peter Fischer gegründet, der damals Küster der katholischen Kirche in Seelscheid war.
Wie sind Sie in die Gruppe gekommen? Welche Ihrer Vorgänger haben Sie noch gekannt?
Ich bin gebürtiger Seelscheider – auch wenn ich im Krankenhaus in Neunkirchen zur Welt kam. Ich hatte schon mit meiner Mutter zusammen ein Theaterabo. Ich habe eine Weile in Siegburg gewohnt, aber bin 1987 zurück nach Seelscheid gezogen. Damals hat mir Herr Fischer die Leitung der Besuchergruppe übergeben, weil er inzwischen älter und krank war. Wir kannten uns, weil ich ihm früher in der Kirche geholfen hatte.
Im Jahr 1991 bin ich berufsbedingt nach Köln gezogen und habe gesagt „ich probiere ein Jahr lang, ob es machbar ist, die Gruppe trotz der Distanz zu leiten“. Daraus sind nun 30 Jahre geworden!
Respekt! – Was ist charakteristisch für Seelscheid und seine Einwohner?
Die beiden Hauptorte Seelscheid und Neunkirchen sowie einige kleinere Ortschaften bilden die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. Neunkirchen und Seelscheid liegen jeweils auf einem Hügel. Neunkirchen war traditionell katholisch, Seelscheid evangelisch. Es heißt, dass die Neunkirchner und Seelscheider einander nicht sonderlich mögen. Aber beide Orte sind Zuzugsgebiete. Es wurde und wird wahnsinnig viel neu gebaut.
Was bietet Seelscheid an Kultur?
Da gib es einiges, vor allem Theater- bzw. Kulturveranstaltungen im Gasthof Röttgen oder das von Burkard Sondermeier betriebene Kunsthaus Seelscheid. Da gehen einige der Gruppenmitglieder auch hin. Das nächste Kino ist in Siegburg, in ca. 15 km Entfernung.
Haben Sie in Ihrer Gruppe nur Mitglieder aus Seelscheid?
Nein, es gibt keine klare Abgrenzung. Neunkirchen hat zwar eine eigene Besuchergruppe der Theatergemeinde, aber es sind auch mehrere Neunkirchner und zwei Birker in meiner Gruppe.
Wie setzt sich die Gruppe zusammen?
Es sind vor allem Seniorinnen. Ich selbst bin mit 66 Jahren fast der ­Jüngs­te.
Fahren alle Ihrer Mitglieder mit dem Bus ins Theater?
Ja. Der große Vorteil des Busses ist die Bequemlichkeit und dass man einander kennt und gemeinsam ins Theater fahren und zusammensitzen kann.
Wieviele Stationen hat Ihr Bus?
Vier. Wobei: Wir kommen ja vom Dorf. Alle müssen von ihrer Haltestelle noch mit dem Auto nach Hause fahren.
Was den Spielplan betrifft: Bestimmen Sie allein, welche Vorstellungen die Gruppe besucht, oder machen Sie Abstimmungen anhand von Wunschzetteln oder Ähnliches?
Wir stimmen gemeinsam mit Hilfe von Wunschzetteln ab. Zu diesen Treffen lade ich immer alle aus der Region ein, die ich in meiner Adressdatei habe, um auch neue Mitglieder zu gewinnen. Unsere Meinungen gehen nicht so stark auseinander – wir finden immer eine gute gemeinsame Auswahl. Wegen der unterschiedlichen Vereinsaktivitäten der Leute wechseln wir immer die Wochentage für die Vorstellungsbesuche. Alle Wochentage kommen im Lauf der Spielzeit mal vor.
Fahren Sie auch nach Köln ins Theater?
Wenn der Wunsch bestünde: Ja. Als die Oper Bonn mal für ein halbes Jahr geschlossen war, sind wir in dieser Zeit nach Köln in die Oper gefahren. Aber im Moment nicht – auch wegen des Umbaus des Opernhauses. In die Ersatzspielstätte möchte die Gruppe nicht.
Welches ist denn Ihr Lieblingstheater (es muss nicht in Bonn sein)?
Mir gefällt das Kleine Theater Bad Godesberg sehr gut, und das Kabarett A-Z in Köln, und auch die Oper in Bonn.
Wie machen Sie auf die Theatergruppe aufmerksam?
Im regionalen Mitteilungsblatt, aber vor allem über „Mundpropaganda“, auch in Form von Telefonaten, wenn es z. B. um die Vermittlung von Restkarten geht, oder darum, mal zur Probe mitzufahren. Da gibt es immer wieder neue Kontakte.
Haben Sie den Eindruck, dass sich die Motivation der Leute, ins Theater zu gehen, durch die Pandemie verändert hat?
Die Leute sind vorsichtiger geworden. Aber unsere Gruppenstärke ist gleichgeblieben.
Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiter?
Am schönsten finde ich immer das Kehrauskonzert in der Oper. Da erfährt man einige Hintergründe. Es ist eine persönlich gehaltene Veranstaltung in der Öffentlichkeit. Ich versuche, jeder Vorstellung etwas Schönes abzugewinnen, z. B. auch die Musik, die Kostüme …
Wirklich schrecklich fand ich vor vielen Jahren eine Inszenierung der Dreigroschenoper, die auf einer Toilette spielte.
Richtig schief gegangen ist in unserer Gruppe nie etwas. Wir haben nie einen kurzfristigen Vorstellungsausfall gehabt und auch nie eine Vorstellung verpasst. Wir sind nur einmal in einer Ersatzvorstellung gewesen.
Bei uns liegt eher Schnee als in Bonn. Einmal sind, als es bei uns viel geschneit hatte, viele nicht mitgekommen, aber der Bus ist auch an diesem Abend gefahren. Insgesamt haben wir über die Jahre wahnsinnig viel Glück gehabt.
Wieviel Arbeit macht die ehrenamtliche Tätigkeit als Gruppenleiter?
Da ist zunächst mal die grundsätzliche Verpflichtung, die Karten abzunehmen. Wenn jemand an einem Termin nicht kann, muss er sich abmelden und die Weitergabe an andere Interessenten erfolgt meist mit meiner Hilfestellung. Das ist aber eigentlich kein so großes Problem.
Seit kurzem habe ich eingeführt, dass die Karten nicht mehr vorab per Post zugeschickt werden, sondern dass ich sie erst im Bus austeile. Vorab bekommen alle Mitglieder eine Mail mit den Termininformationen und der Programmeinführung. Die Bezahlung erfolgt in zwei Raten per Vorkasse und am Ende der Saison mache ich dann die Abrechnung.
Was ist das größte Problem bei der Tätigkeit?
Das größte Problem wird die Finanzierung des Busses sein, wenn die Mitgliederzahl der Gruppe sinkt. Dann wird es zunehmend zu einer Preisfrage, ob man sich ein Theaterabo leisten kann oder will. In unserer Gruppe sind viele Alleinstehende. Ein wenig haben wir auch ein Nachwuchsproblem: Viele junge Leute wollen eher nicht ins klassische Theater, sondern in große Konzerte oder ins Kabarett. Und dann gibt es die Konkurrenz durch so viele andere Freizeitangebote und das Internet.
Was motiviert Sie zu der Aufgabe?
Mir macht es Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Mir sind Kontakte wichtig und ich gehe gern ins Theater – oder eher gesagt in verschiedene Theater. Unser Abo ist ein gemischtes Abo – wir besuchen pro Jahr jedes Theater nur zweimal (oder die Oper vielleicht dreimal) – der Wechsel ist das Schöne.
Welche Frage möchten Sie noch gern gestellt bekommen? Was ist Ihnen ein Anliegen?
Ehrlich gesagt frage ich mich oft, warum es für manche Menschen so schwierig ist, ein Theaterabo mal für ein Jahr auszuprobieren. Es ist so einfach und wir machen es den Leuten wirklich bequem.


Die nächsten Theaterbesuche der Gruppe Seelscheid:?
26.01.23: Ein Maskenball (Oper Bonn)
23.02.23: Hotel Godesberg (Schauspielhaus Bonn)
30.03.23: Aber bitte mit Dame! – eine Udo-Jürgens-Hommage (Gastspiel, Malentes Theater Palast)
26.04.23: Sailors (GOP Variete-Theater Bonn)
07.05.23: Die lustige Witwe (Oper Bonn)
optional: 17.06.23: Kehrauskonzert (Oper Bonn).

Sie haben Interesse, Mitglied der Gruppe Seelscheid zu werden? Es sind noch Plätze frei im Bus. Kontaktieren Sie Herrn Weiler:?Tel. 02 21 / 76 53 66, mobil 01 73 / 9 45 14 12).

Mittwoch, 01.02.2023

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