Gruppenleiterinnen von Oberkassel/Oberdollendorf/Niederdollendorf Erika Bützler-Bors und Margret Knieps - Kultur Nr. 176 - Februar/März 2023

Das Gruppengefühl ist von großer Bedeutung

Erika Bützler-Bors (EBB) und Margret Knieps (MK) sind beide im Herzen von Bonn aufgewachsen. Sie leiten die rechtsrheinische Besuchergruppe Oberkassel/Oberdollendorf/Niederdollendorf.
kultur:?Wie sind Sie in die Gruppe gekommen? Welche der vorherigen Gruppenleiter haben Sie gekannt?
MK: Ich bin mit Beginn der Spielzeit 2017/2018 Mitglied der Theatergemeinde geworden. Zu dem Zeitpunkt haben wir die Gruppenleitung übernommen, auf Anfrage des TG-Vorstandsmitglieds Klaus Weskamp, der mein Nachbar ist. Ich war damals gerade pensioniert und wollte für die Aufgabe nicht allein verantwortlich sein, um zeitlich freier zu sein, reisen zu können etc.
EBB: Ich bin schon seit Jahrzehnten Mitglied der Theatergemeinde Bonn und kannte das Organisieren von Gruppenveranstaltungen schon gut durch meine Tätigkeit in der Seniorenarbeit. Frau Duwe hatte die Leitung der Gruppe Oberkassel zwei Jahre zuvor abgegeben. Nach einem kurzen Interim, das nicht gut funktioniert hatte, waren wir dann „dran“. Vermittelt durch den ehemaligen TG-Geschäftsführer Udo Bielke sind wir von Frau Duwe in die Aufgaben der Gruppenleitung „eingeweiht“ worden. Frau Duwe war zu diesem Zeitpunkt nicht Mitglied der Gruppe. Somit haben wir uns zu Beginn der Spielzeit als neue Leiterinnen vorgestellt und es ging los – bis heute.
Die Gruppe umfasst derzeit die Königswinterer Stadtteile Ober- und Niederdollendorf (zusammen über 8000 Einwohner) sowie den Bonner Stadtteil Oberkassel (7000 Einwohner). In früheren Zeiten gab es separate Besuchergruppen aus Oberkassel, Oberdollendorf und Niederdollendorf. Wie teilt sich die Gruppe heute auf die Ortsteile auf?
MK: Die meisten steigen derzeit in Oberdollendorf in den Bus ein. Zunächst waren es nicht so viele Teilnehmer aus Oberkassel, inzwischen ist der Anteil wieder gestiegen.
Was bieten Oberkassel und Umgebung an Kultur?
MK: Es gibt zahlreiche Aktivitäten der Kirchengemeinden. Außer den Angeboten der Bonner Theater gibt es gelegentlich Theateraufführungen in der Aula des Schulzentrums Oberpleis in 10 bis 15 km Entfernung.
Wie schaffen Sie es, auf die Theatergruppe aufmerksam zu machen in den zu Ihrem Gebiet gehörenden Orten?
EBB: Vor allem durch Mundpropaganda innerhalb der Gruppe. Es gibt „Untergruppen“, die sich aus der Arbeit in einer Bibliothek, aus dem Chor, der Gemeindearbeit, der Schule, vom Kartenspielen o. ä. kennen. Aus diesen Kreisen stoßen gelegentlich neue Mitglieder zur Gruppe. In jedem Ort gibt es ein Mitglied, das das Verteilen der Abo-Prospekte übernimmt. Wir beide wohnen ja nicht im Einzugsgebiet der Gruppe.
Ihre Gruppe hat 22 Mitglieder. Wie setzt sich die Gruppe zusammen?
EBB: Es ist ein Ehepaar dabei, ansonsten sind es hauptsächlich Frauen, weil sie alleinstehend sind oder weil die Männer kein Interesse haben, ins Theater zu gehen. Das Gruppengefühl ist von großer Bedeutung, da die meisten Leute wohl nicht allein ins Theater gehen würden. Alle sind über 65 Jahre alt.
Fahren alle Ihrer Mitglieder mit dem Bus ins Theater?
Nicht ganz: Vier fahren mit dem Auto.
Wie erfolgt die Auswahl der Stücke für Ihr Abo?
EBB: Wir arbeiten mit Wunschzetteln. Jedes Jahr treffen wir uns mit der gesamten Gruppe am Ende der Spielzeit zu einem Ausblick auf die kommende Saison. Auf den Wunschzetteln sind alle in Frage kommenden Aufführungen aufgelistet und die Leute können ankreuzen, welche Stücke sie gern sehen möchten. Wir versuchen, aus den meistgewählten Stücken den Spielplan zusammenzustellen.
Dass zwei Personen gemeinsam eine Gruppe leiten, kommt in der Theatergemeinde nicht so häufig vor. Wie teilen Sie sich die Arbeit auf?
MK: Ich kümmere mich z. B. um die Pausengetränke. Wir sorgen im Vorfeld dafür, dass es in jeder Pause ein gemeinsames Treffen gibt. Vorher frage ich ab, wer welches Getränk möchte und bestelle vor. Solche Dinge stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe, man kann sich unterhalten.
EBB: Ich mache hauptsächlich das Organisatorische was die Mitgliederverwaltung betrifft. Um den Bus kümmern wir uns gemeinsam.
Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiterin?
MK: Das Schlimmste war wohl, als wir letztes Jahr auf dem Weg zum Contra-Kreis-Theater mehr als 30 Minuten vor der Bahnschranke an der Cäsariusstraße in Oberdollendorf standen. Der Bus konnte nicht wenden, um eine andere Strecke zu fahren; dafür war er zu groß. An den Folgehaltestellen in Niederdollendorf und Oberkassel warteten die Mitglieder und wunderten sich, warum der Bus nicht kam. Wir haben dann beim Contra-Kreis angerufen. Es war die Zeit, in der die 2G-Regel galt. Wir durften nach Rücksprache selbst im Bus die Impfzertifikate der Teilnehmer überprüfen und man hat auf uns gewartet und die Vorstellung acht Minuten später anfangen lassen. Seitdem fahren wir nie mehr diesen Weg und haben eine Whatsapp-Gruppe angelegt, damit wir schnell allen Bescheid geben können, falls der Bus Verspätung hat. – Außerdem gab es mal den Fall, dass bei eisigem Wetter eine Busfahrerin nicht hoch nach Heisterbach fahren wollte, weil der Bus nur Sommerreifen hatte. Wir mussten dann für einige Leute ein Taxi bestellen.
EBB: Schön finde ich einfach, wenn mit dem Abo alles gut läuft; dass es eine Art Selbstläufer ist.
MK: Ja, und es ist immer schön, wenn man sich mit den Mitgliedern trifft.
Wieviel Arbeit macht die ehrenamtliche Tätigkeit als Gruppenleiterin?
EBB: Eigentlich nicht so viel. Ich habe einige Listen in Excel gemacht. Wenn einmal alles im Computer drin ist, hat man nicht mehr viel Arbeit. Wenn es irgendwelche Veränderungen bei den Vorstellungsterminen gibt, rufen Sie uns an …
MK: Es kommt öfter vor, dass Mitglieder an den Vorstellungsterminen nicht können und uns fragen, ob wir die Karten weitervermitteln können. Das gelingt uns fast immer.
EBB: Wir beide fahren an den Vorstellungstagen immer von Bonn-Endenich bzw. -Kessenich aus mit dem Auto zum Parkplatz nach Oberdollendorf, zur ­ers­ten Station des Busses. Dann „sammeln wir die Mädels ein“ und am Ende des Abends fahren wir von dort nach Hause zurück. Das sind lange Abende, aber wir machen das gern.
Was ist das größte Problem bei der Tätigkeit?
EBB: Da sind momentan zum einen die Geldsorgen. Alles ist so teuer geworden, da spart manch einer an Theaterbesuchen. Keiner weiß derzeit, wie die Energiekosten sich entwickeln, aber ein Problem ist, dass auch die Presse soviel Angst verursacht. Außerdem müssen die Leute sich selber aktivieren, um ins Theater zu kommen – obwohl wir als Gruppenleiterinnen ja schon viel tun. Es ist ein Problem, wenn jemand am Vorstellungstag „lieber auf der Couch bleiben“ möchte. Andererseits sagen die Leute: „Gut, dass wir das Abo haben, denn sonst gehen wir ja nicht ins Theater.“ Wir müssen bei jeder guten Gelegenheit von der Theatergruppe erzählen, um neue Leute zu überzeugen, mitzukommen. Es gibt ja nur eine bestimmte Klientel, die überhaupt ins Theater geht, und selbst in der Gastronomie ist es im Moment nicht voll.
MK: Durch Corona sind alle so träge geworden. Besser wäre es, man würde sich das Motto „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter“ mehr zu eigen machen.
Welche Auswirkungen hat „Corona“ auf Ihre Gruppe gehabt. Bestanden Ängste, ins Theater zu fahren oder waren die Leute direkt froh, wieder ins Theater zu „dürfen“?
MK: Alle sind froh, dass man wieder darf. Unsere Gruppe ist während der Pandemie nicht geschrumpft.
Was motiviert Sie zu Ihrer Aufgabe?
EBB: Mit den Leuten zusammen zu sein. Ansonsten würde ich wahrscheinlich auch nicht in die Oper gehen. Aber man hat das Abo, dann geht man eben …
MK: Ja, ich habe durch das Abo die Liebe zur Oper entdeckt.
Vielen?Dank für das Gespräch!
Die nächsten Theaterbesuche der Gruppe:?
9.03.23:?Cabaret Paris (Malentes Theater Palast) / 26.03.23: Ein Maskenball (Oper Bonn) / 26.04.23: Sailors (GOP. Varieté-Theater?Bonn) / 31.05.23: Tanzgastspiel aus Ostrava, Tschechien (Oper Bonn) / 15.06.23:?Die lustige Witwe (Oper Bonn).
Sie haben Interesse, Mitglied der Gruppe Oberkassel/Ober-/Niederdollendorf zu werden? Es sind noch Plätze frei im Bus. Kontaktieren Sie uns gern!

Samstag, 01.04.2023

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