Gruppenleiterin von Wahlscheid/Scheiderhöhe/Lohmar Elfriede Wethkamp - Kultur Nr. 177 - April 2023

„Ich mag es, ein bisschen gebraucht zu werden.”

Elfriede Wethkamp leitet die Gruppen Wahlscheid und Scheiderhöhe sowie seit kurzem auch die Gruppe Lohmar(-Zentrum).
Liebe Frau Wethkamp, wie sind Sie zur ­Theatergemeinde gekommen?
Elfriede Wethkamp: Das war in meiner Handelsschulzeit in den Jahren 1963 bis 1965. Damals gab es über die Theatergemeinde die Möglichkeit, Sommerveranstaltungen zu besuchen, die in ­Koblenz auf einem toten Rheinarm stattfanden. Hier wurden auf einer Außenbühne Operetten aufgeführt.
Frau Weber hat die Gruppe Wahlscheid über 30 Jahre lang geführt. Damals fuhr die Gruppe mit einem großem Reisebus über die Dörfer. Ich war bis ca. 1997 Mitglied, dann habe ich für eine Weile aufgehört und bin dann wieder eingestiegen.
Wie sind Sie Gruppenleiterin der drei Gruppen geworden?
Ich habe die Gruppe um das Jahr 2013 von Frau Weber übernommen, als ich in Rente ging. Zuvor war ich schon ca. ein Jahr lang ihre Stellvertreterin gewesen.
Die Gruppe Scheiderhöhe habe ich vor drei Jahren von Frau Mester übernommen. Frau Mester hat aus Altersgründen die Gruppenleitung abgegeben und mich als Nachfolgerin ausgewählt. Sie fährt noch gelegentlich mit zu den Vorstellungen und hilft bei der Akquise neuer Mitglieder.
Mit Frau Rathmann (junior), die die Gruppe Lohmar von ihrer Schwiegermutter übernommen und bis Anfang dieses Jahres geleitet hat, bin ich gemeinsam in die Volksschule gegangen. Frau Rathmann hatte aus gesundheitlichen Gründen den Wunsch, die Gruppe an mich zu übergeben.
Wie groß ist Ihre Gruppe nun?
Es sind jetzt über 40 Personen.
Wie setzt sich die Gruppe zusammen?
Es sind hauptsächlich Seniorinnen, nur vier Herren.
Wie funktioniert die Gruppenzusammenführung in der laufenden Spielzeit?
Das funktioniert recht problemlos. Das Programm ist bei beiden Gruppen inhaltlich eher gemischt (Oper, Schauspiel, Komödie). Wir haben jetzt die Aufführungen bis zum Ende der Spielzeit festgelegt (s. u.).
Wie ändert sich dadurch der Busfahrplan?
Es gibt zwei zusätzliche Haltestellen, die Fahrt dauert nicht wesentlich länger.
Fahren alle Ihrer Mitglieder mit dem Bus ins Theater?
Nicht ganz. Einige Leute, v. a. aus Lohmar, fahren mit dem Auto – auch weil sie zwar eine Verbindung zu Lohmar haben, aber selbst nicht mehr dort wohnen.
Wieviele Stationen hat Ihr Bus?
Fünf – wobei ich vier Personen selbst mit meinem PKW abhole und mitnehme zur Haltestelle in Wahlscheid.
Bis zur Gebietsreform im Jahr 1969 waren Wahlscheid und Scheiderhöhe eigenständige Gemeinden. Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurden sie 1969 in die neu gebildete amtsfreie Gemeinde Lohmar eingegliedert und sind nun Stadtteile der Stadt Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis. Im Internet wird auf die traditionelle Rivalität von Wahlscheid und Lohmar verwiesen. Wie ernst muss man das nehmen?
Ja, das stimmt. Das ist ein bisschen so wie die „gepflegte Feindschaft“ zwischen Köln und Düsseldorf. Eine Ursache liegt in der Gebietsreform. Die Wahlscheider hatten gehofft, dass im Zuge der Reform der neue Name des Gesamtgebiets Wahlscheid lauten wird – nicht Lohmar.
Die Wurzeln der Konflikte liegen eventuell auch noch weiter in der Vergangenheit. Die Wahlscheider waren traditionell evangelisch, die Lohmarer katholisch. Auch auf der Scheiderhöhe war man katholisch.
War das ein Problem beim Zusammenschluss der Besuchergruppen der Theatergemeinde?
Nein, ich denke nicht.
Was bieten Lohmar und Umgebung an Kultur?
Es gibt die Stadthalle Siegburg, aber da fahren unsere Gruppenmitglieder eher nicht hin. Man kann auch in die Theater nach Köln fahren. Das ist mit dem Zug ganz praktisch.
Wie machen Sie auf die Theatergruppe aufmerksam?
Ich lege Flyer in einigen Läden aus, Frau Mester macht u. a. in einem Seniorenclub auf das Angebot aufmerksam. Bisher lief das ausschließlich über „Mund-zu-Mund-Propaganda“. Die Medien haben wir bisher nicht genutzt.
Was den Spielplan betrifft – wer bestimmt ihn? Machen Sie Abstimmungen anhand von Wunschzetteln?
Ja – und ich richte mich weitestmöglich nach der Auswahl.
Welches ist Ihr Lieblingstheater?
Die Lieblingstheater der Gruppe sind der Contra-Kreis, das Kleine Theater und die Oper.
Fahren Sie auch nach Köln ins Theater?
Nein, nur gelegentlich mal privat, z. B. mit Freunden ins Theater am Dom.
Welche Auswirkungen hat „Corona“ auf Ihre Gruppe gehabt? Bestanden Ängste, ins Theater zu fahren oder waren die Leute direkt froh, wieder ins Theater zu „dürfen“?
Ein Mitglied ist aus der Gruppe ausgestiegen, weitere haben wegen Vorerkrankungen ausgesetzt. Aber ich habe das Gefühl, dass die Leute allgemein derzeit wieder Interesse haben, ins Theater zu gehen.
Wieviel Arbeit macht die ehrenamtliche Tätigkeit als Gruppenleiterin?
Eigentlich nicht so viel. Ich mache das gerne. Ich habe 45 Jahre lang im Vertrieb in der Auftragsabwicklung gearbeitet, bei der Walterscheid GmbH in Lohmar. Es macht mir auch heute noch Freude, ein bisschen zu telefonieren etc., und Vorstellungen auszusuchen, die der Gruppe gefallen könnten. Bisher mache ich alles händisch, nicht am PC.
Was ist das größte Problem bei der Tätigkeit?
Vor allem kurzfristige Absagen von Mitgliedern. Ich versuche dann, deren Karten weiterzuvermitteln. Oft gelingt es.
Was motiviert Sie zu der Aufgabe?
Ich mag es, ein bisschen gebraucht zu werden, die Kontakte zu haben und zu pflegen.
Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiter?
Eins der unschönsten Erlebnisse war wohl, als wegen einer Kollision die Heckscheibe des Busses kaputtging. Die Scheibe war komplett raus, aber wir sind dennoch mit diesem Bus ins Theater gefahren, weil die Zeit drängte. In der Pause der Vorstellung hat der Busfahrer einen anderen Bus geholt, mit dem wir dann nach Hause zurückgefahren sind.
Ein anderes Mal hat unser eigentlich absolut zuverlässiger Busfahrer den Vorstellungstermin vergessen. Als der Bus nicht kam, habe ich ihn angerufen und war sehr erstaunt, als er tatsächlich selbst an sein ­Festnetz­telefon ging. Er hat sein Bestes gegeben, noch schnell die Gruppe einzusammeln, aber wir waren nicht mehr pünktlich zum Beginn der ­„Chicago“-Vorstellung in der Oper. Bis zur Pause haben wir im Foyer gesessen und die Inszenierung über den Bildschirm verfolgt.
Zu den schönsten Erlebnissen gehörte es für mich, dass eine – inzwischen leider verstorbene – Dame nach den Vorstellungen immer gesagt hat: „Ich danke Dir, da hast Du uns einen schönen Abend bereitet.“
Vielen?Dank für das Gespräch!
Die nächsten Theaterbesuche der Gruppe:?
20.04.23, GOP. Varieté-Theater Bonn:?Sailors
10.05.23, Contra-Kreis-Theater:?Entführung für Profis
29.05.23, Opernhaus Bonn: Die lustige Witwe
17.06.23, Opernhaus Bonn:?Kehrauskonzert
Sie haben Interesse, Mitglied der zu werden?
Es sind noch Plätze frei im Bus. Kontaktieren Sie uns gern!

Montag, 01.05.2023

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