Gruppenleiterin von Neunkirchen Barbara Langer - Kultur Nr. 178 - Mai 2023

Auch „das mit den Finanzen”?macht mir Spaß!

Barbara Langer leitet die Gruppe Neunkirchen.
Am 19. April besuchte sie die Geschäftsstelle der ­Theatergemeinde BONN zu einem Gespräch.
kultur:?Liebe Frau Langer, auf Ihrer Karteikarte aus dem TG-Archiv steht, dass Sie gebürtige Hamburgerin sind. Wann kamen Sie ins Rheinland und wie fanden Sie den Weg zur Theatergemeinde?
Barbara Langer: Mein Vater war Möbelspediteur und wurde nach Köln versetzt als ich in der 6. Klasse war. Wir haben drei Jahre in Köln gelebt und den Wind der Küste sehr vermisst. Dann zogen wir nach Bonn-Beuel in die Nähe des Rheinufers. In den 1960er-Jahren hatte ich schon ein gemischtes Schauspiel- und Opernabo bei der Theatergemeinde BONN.
Wie sind Sie in die Gruppe Neunkirchen gekommen? Welche der vorherigen Gruppenleiter/-innen haben Sie noch gekannt?
Meinen späteren Mann habe ich auf dem Wirtschaftsgymnasium kennengelernt. Wir haben nach einigen Jahren in Neunkirchen unser Haus gebaut. Als unsere Kinder etwas älter waren, sind wir Mitglieder der damals von Frau Schmelzer geleiteten Neunkirchener Besuchergruppe der Theatergemeinde geworden. Frau Schmelzer hat die Gruppe über 30 Jahre lang geführt, bis sie 1996 zu ihrer Tochter nach Süddeutschland zog. Sie hat mir die Gruppe übergeben mit den Worten „Du hast doch bei der Bank gearbeitet – das mit dem Rechnen kannst Du doch …“ Daraus sind nun 27 Jahre geworden. In der Gruppe sind heute noch zwei oder drei weitere Mitglieder, die schon mit Frau Schmelzer ins Theater gefahren sind.
Neunkirchen und Seelscheid bilden die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. Wie wir im Interview mit dem Seelscheider Gruppenleiter Herrn Weiler erfahren haben (kultur 175) mögen die Neunkirchener und die Seelscheider einander traditionell nicht besonders. Haben Sie dies als „Zugereiste“ auch wahrgenommen?
Heute ist das eigentlich nicht mehr so bedeutsam, aber ab und zu gibt es noch den ein oder anderen, der davon spricht …
Wie setzt sich Ihre Gruppe heute zusammen?
Es sind 44 Personen, vorwiegend Senioren, darunter sieben Ehepaare. Es gibt ein paar „Untergruppen“ von Leuten, die gemeinsame sportliche Aktivitäten haben oder Nachbarn sind.
Fahren alle Ihrer Mitglieder mit dem Bus ins Theater?
Fast alle – ein Paar fährt mit dem Auto.
In den letzten Jahren hatten Sie sogar mehr als 50 Mitglieder. Sind Sie damals mit zwei Bussen ins Theater gefahren?
Wir hatten immer nur einen Bus. Damals sind noch mehr Mitglieder der Gruppe mit dem Auto ins Theater gefahren. Heute sind fast alle sehr dankbar, dass es den Bus gibt, denn sie würden allein nicht mehr fahren.
Wieviele Stationen macht Ihr Bus?
Zwei: Es geht los am Antoniuskolleg Neunkirchen, dort ist ein Parkplatz. Die halbe „Mannschaft“ wohnt im Ort, andere kommen aus Außenbezirken und stellen ihre Autos auf dem Parkplatz ab. Einen weiteren Stopp machen wir in Pohlhausen.
Wer bestimmt den Spielplan Ihrer Gruppe?
Bis „vor Corona“ habe ich immer Wunschzettel verteilt und für die Aboplanung eine Aufstellung gemacht, welche Stücke am meisten angekreuzt wurden. Trotzdem kamen gelegentlich Beschwerden nach dem Motto „alles was ich angekreuzt habe, ist nicht drangekommen …“. Seit der Corona-Pause habe ich das Programm selbst ausgewählt. Lokale Termine – wie z. B. der Tag der Karnevalssitzung bei uns im Ort oder das erste Maiwochende, an dem in Neunkirchen immer das Frühlingsfest stattfindet – werden ausgespart.
Welches ist Ihr Lieblingstheater?
Sowohl die Gruppe als auch ich gehen besonders gern ins Kleine Theater Bad Godesberg und in die Oper. Ein paar Mitglieder der Gruppe haben auch ein Abo in der Philharmonie Köln.
Sie besuchen schon Jahrzehnte lang die Bonner Theater. Haben Sie den Eindruck, dass der Wechsel der Bundeshauptstadt eine Rolle spielte hinsichtlich der Qualität des Theaterangebots in Bonn?
Nicht so sehr - ich habe aber den Eindruck, dass viele der Sängerinnen und Sänger sogar besser sind als manche früherer Zeiten.
Wie machen Sie auf Ihre Theatergruppe aufmerksam?
Seit der Corona-Zeit habe ich noch nicht wieder Werbung im größeren Stil gemacht. Letztes Jahr hatten wir einen Artikel im örtlichen Mitteilungsblatt, aber daraufhin hat sich leider niemand gemeldet. „Mund-zu-Mund-Propaganda“ funktioniert immer noch am besten. Aus meiner Sportgruppe z. B. fahren fünf Personen mit ins Theater.
Wie hat Ihre Gruppe die Corona-Zeit empfunden?
Alle haben sich gefreut, als die Theater wieder öffneten. Einige waren wegen Vorerkrankungen noch etwas vorsichtig, aber insgesamt hatten wir nur wenig Angst. Normalerweise fahren wir eine Stunde vor Beginn der Vorstellungen los. In der Zeit als die Impfnachweise kontrolliert wurden, sind wir ­sicherheitshalber eine halbe Stunde eher abgefahren.
Wieviel Arbeit macht die ehrenamtliche Tätigkeit als Gruppenleiterin?
Früher habe ich alles telefonisch und schriftlich per Post gemacht und habe eine Woche vor den Vorstellungen die Karten bei den Mitgliedern vorbeigebracht und das Geld kassiert. Heute werfe ich den Leuten die Karten in den Briefkasten und bekomme das Geld von ihnen überwiesen. Inzwischen unterstützt mich mein Mann am Computer, in dem er z. B. Briefe an die Mitglieder schreibt und die Busbestellungen über das Internet erledigt.
Was ist das größte Problem bei der Tätigkeit?
Das sind vor allem kurzfristige Verhinderungen der Mitglieder. Ich habe derzeit nicht viele „Springer“, die gern spontan Karten übernehmen. Hinzu kommen die gestiegenen Buskosten, die auf eine geringere Teilnehmeranzahl verteilt werden müssen.
Sie haben angedeutet, dass Sie als Gruppenleiterin „in Pension gehen“ und Ihre Gruppe an Herrn Weiler übergeben möchten. Haben Sie trotzdem vor, weiterhin ins Theater zu gehen?
Das stimmt – und ja, mein Mann und ich werden weiterhin Mitglieder der Gruppe bleiben. Manche aus der Gruppe kennen Herrn Weiler auch schon, da er für uns aus der Region auch Reisen anbietet. Eigentlich habe ich schon länger eine Nachfolge gesucht, aber viele wollten „das mit den Finanzen“ nicht machen. Mir als ehemaliger Bankerin macht das Spaß, aber viele Leute sehen das anders.
Was war Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis als Gruppenleiterin?
Ein schlimmes Ereignis war direkt am Anfang meiner Zeit als Gruppenleiterin. Damals gab es noch keine Handys und auf der Rückfahrt vom Theater hat eine Frau im Bus einen Herzanfall erlitten. Wir mussten an einer Telefonzelle halten und einen Krankenwagen rufen. Zum Glück war ein Arzt an Bord, der sich um die Dame gekümmert hat.
Außerdem gab es mal einen Schneesturm auf dem Weg ins Kleine Theater. Der Busfahrer sagte, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zu Vorstellungsbeginn schaffen. Wir haben beim Kleinen Theater angerufen und man hat tatsächlich auf uns gewartet und den anderen Theaterbesuchern bis dahin vor geschlossenem Vorhang etwas erzählt, um die Zeit zu überbrücken …
Und dann gab es mal einen Defekt am Bus, zum Glück auf der Rückfahrt, beim Stopp in Pohlhausen. Danach sprang der Bus nicht mehr an. Es lief dann so, dass einige Frauen ihre Männer, die nicht mit ins Theater gefahren waren, angerufen haben. Die sind mit ihren Autos gekommen und haben einige Fahrer eingeladen und mit nach Neunkirchen genommen, sodass diese dann mit ihren dort geparkten Autos zurück zum Bus fahren und alle „einsammeln“ konnten
Besonders schön finde ich immer das Kehrauskonzert in der Oper. Es ist auch bei den Gruppenmitgliedern sehr beliebt, sodass ich immer frühzeitig versuche, Karten zu reservieren.
Insgesamt sind alle Gruppenmitglieder froh, dass es die Gruppe gibt und viele bedanken sich nach den Vorstellungen. Das freut mich natürlich.
Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Die nächsten Theaterbesuche der Gruppe:?
26.05.23, Schauspielhaus: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
17.06.23, Opernhaus Bonn:?Kehrauskonzert
Sie haben Interesse, Mitglied der Gruppe Neunkirchen zu werden?
Kontakt Frau Langer:?Tel. 0 22 47 - 49 74

Donnerstag, 01.06.2023

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